Austausch ins das französische Morains-en-Montagne
Jedes Jahr findet am Scholl-Gymnasium mit der französischen Schule „Pierre Vernotte“ in Morains-en-Montagne ein Austausch statt. Was einen dort erwartet? – Eine Woche voller Abendteuer, Kultur und neue Freundschaften.
Wir waren eine Woche mit 22 Schülern aus unserer Klassenstufe und Frau Blank und Frau Veile in Morains-en-Montagne in Frankreich und haben so einiges erlebt! Alles startete um 7 Uhr morgens auf dem Parkplatz unserer Schule. Zu früh, wie wir fanden. Nachdem wir unsere Koffer abgegeben und uns von unseren Eltern verabschiedet hatten, stiegen wir in den Bus und unsere achtstündige Fahrt nach Morains-en-Montagne begann. Die Stimmung im Bus war ausgelassen und als wir nach ungefähr sechs Stunden in Besançon, unserem Zwischenstopp, angekommen waren, freuten wir uns schon auf unsere Gastfamilien. Von dem Parkplatz aus konnten wir eine Art Burg sehen: die Zitadelle von Besançon. Um zu ihr zu kommen, begannen wir den Anstieg auf den Berg, auf der sie thronte.




Oben angekommen besichtigten wir den Teil, der kostenlos für Besucher war. Anschließend durften wir uns noch zwei Stunden in Dreiergruppen frei in der Stadt bewegen. In unserer Gruppe fanden wir eine niedliche Boulangerie, in der bunte Macarons angeboten wurden. Wir kauften ein paar von dem typisch französischen Gebäck, um sie durchzuprobieren. Schließlich ging es weiter nach Morains-en-Montagne. Gegen zwanzig Uhr abends kamen wir endlich an, Madame Guy begrüßte uns sehr freundlich.
Nach und nach trudelten unsere Austauschpartnern mit ihren Eltern ein. Es war aufregend für uns in neue Familien zu kommen. Viele Fragen folgen durch unsere Gehiren: Wie würde das mit der Sprache sein? Schmeckt uns das Essen? Sind die Familien nett? Die damit verbundenen Sorgen waren aber ganz unbegründet. Unsere Austauschpartnerinnen Ilana (von Maya) und Margaux (meine) nahmen uns sehr freundlich auf. Auf Anhieb verstanden wir uns sehr gut. Beim Gasthaus angekommen, schliefen alle schnell wegen der Erschöpfung, die der Tag mit sich gebracht hatte, ein. Den darauffolgenden Tag verbrachten wir zusammen mit der Gastfamilie. Maya und ich besichtigten jeweils mit unseren Familien einen großen Stausee und waren Reiten.











Am Montag startete dann das offizielle Programm, welches mit einem Vormittag in der französischen Schule begann. Der Hauptteil der deutschen Austauschschüler war in der 8. Klasse untergebracht. Ein kleiner Teil ging in die 7. beziehungsweise 9. Klasse. Ich hatte mit Margaux Mathe, Biologie, Erdkunde und Deutsch. In Deutsch waren wir natürlich die Überflieger. Im Gegensatz zu uns hatten die Schüler vormittags nur vier Stunden Unterricht, also begann um 12 Uhr schon die Mittagspause. Später gab es dann nochmal drei weitere Stunden Unterricht bis um 16.30 Uhr. Ein weiterer Unterschied ist die Länge der einzelnen Unterrichtsstunden. Statt 45 Minuten, wie wir es gewohnt sind, sind es im Pierre Vernotte College 55 Minuten. Diese 10 Minuten Unterschied hat man deutlich gemerkt!
Wir mussten den für uns unvorstellbar langen Nachmittagsunterricht nicht antreten, sondern durften dafür einen Blick in die Schreinerei, das Lycée, werfen. Die Schüler können nach ihrem Abschluss in der 9. Klasse hierhin wechseln und eine Ausbildung machen. Darunter fällt unter anderem die Schreinerei und Holzschnitzerei. Die dort entstandenen Holzskulpturen fanden wir alle sehr interessant und beeindruckend. Auch wenn uns alles auf Französisch erklärt wurde und wir nur einen Bruchteil davon verstanden, was einer der Ausbilder erklärte, war uns allen klar: Für diese Arbeit braucht man viel Geduld, die wir beide sehr wahrscheinlich nicht besitzen. Zum Schluss bekamen wir alle noch einen selbst geschnitzten Kreisel, der sich sehr gut drehte. Anschließend erklang auch schon die Musik zur Pause, welche im Vergleich zum Scholl-Gymnasium dort abgespielt wird. Wir fanden, das sollte auch bei uns eingeführt werden.



Einen typischen Wandertag muss es überall geben. Für uns kam er am dritten Tage unseres Frankreich-Aufenthalts. Gemeinsam besuchten wir mit unseren Austauschpartnern einen bekannten Ort des Widerstands zur Zeit des dritten Reiches, den Maquis de l`ain et du haut Jura. Bevor unser Ausflug jedoch starten konnte, erfuhren wir, dass einer unserer Mitschüler sich beim Sturz vom Fahrrad den Finger gebrochen hatte und deshalb schon wieder auf dem Weg nach Hause war. Den Umständen entsprechend ging es ihm aber wohl gut. Dann startete unser Ausflug: zum Zielort waren es 1 ½ Stunden Fahrt, in denen uns jedoch nicht langweilig wurde. Wir hatten uns viel zu erzählen! Es war immerhin erst der dritte Tag in Frankreich. Angekommen begrüßte uns lachend die Sonne. Wir teilten uns in zwei Gruppen mit jeweils einer deutschen Lehrerin, die den französischen Text des Führers übersetzen konnte, auf. Mayas und meine Gruppe besichtigten zuerst die Denkmäler und Statuen, die an bedeutende Widerstandskämpfer erinnerten. In der Mittagspause aßen wir unsere Lunchpakete, die von unseren Gasteltern vorbereitet worden waren. Daran schloss sich ein Wandertrip mit vielen Überraschungen an. Schon zuvor wurde uns gesagt, dass es sehr nass werden könnte, da es die Tage zuvor geregnet hatte. Dass es aber so matschig war, hatte aber niemand erwartet. Danach sahen wir jedenfalls alle aus, als hätten wir alle einmal im Matsch gebadet. Wegen dem einsetzenden Regen wurden die Pfade rutschiger und nicht wenige fielen hin. Das alles war sehr zum Verdruss der Busfahrerin. Trotzdem überstanden wir den Tag bis auf einen verletzten Fuß. Den Abend verbrachten alle mit ihren Gastfamilien und ruhten sich für den kommenden Tag aus.









Dieser entsprach mehr unseren Vorstellungen, da ein Besuch im Spielzeugmuseum anstand. Dieses befand sich ganz in der Nähe der Schule. Und so liefen wir ungefähr zehn Minuten zu Fuß dorthin. Wir durften uns alle im Museum in Kleingruppen frei bewegen und so erkundeten wir die Räume, die sehr schön zeigten, wie sich das Spielzeug im Laufe der Jahrzehnte verändert hatte. In einem kleinen Souvenirladen kauften viele kleine Andenken und Postkarten für unsere Familien und Freunde. Auch Freizeit gehörte zu jedem Tag dazu: der Mittwochnachmittag stand mit den Familien frei zur Verfügung und somit unternahmen alle etwas Anderes. Maya ging mit ihrer Austauschpartnerin Ilana und noch anderen Mitschülern von uns in den Kletterwald, während ich mit Margaux in eine Spielehalle ging, in der es Bowling, Lasertack und ein VR-Brillen-Spiel gab. Da alles auf Französisch erklärt wurde, hatte ich Schwierigkeiten alles zu verstehen. So kam es vor, dass ich mit der VR-Brille frontal gegen die Wand gelaufen bin. Anschließend waren wir alle ziemlich müde, trafen uns jedoch noch mit anderen Mitschülern auf den Basketballplatz der Schule zum Spielen.



Der kommende Tag beschäftigte sich dann wieder mit den Widerstandskämpfern in Frankreich, wozu wir ein weiteres Museum besuchten. Zuvor durften wir aber noch etwas die Stadt erkunden, in der ich mein erstes französisches Pain au Chocolat und Maya ein Eclair genießen durfte.
Im Museum wurden uns die Regeln für ein Brettspiel erklärt, welches sich rund um die Widerstandskämpfer drehte. Mayas Team landete am Anfang direkt zwei Mal ins Gefängnis, noch einmal mehr und sie hätten verloren. Für die Tour bekamen wir einen Audio-Guide, der uns durch den Rest des Museums führte, in dem einige originale Exponate ausgestellt waren. Nichts alles war hier interessant. Nach dem Besuch im Museum liefen wir zu einem angrenzenden See, der in wunderschönen Türkistönen funkelte. Gestärkt fuhren wir zurück zur Schule. Anders als wir Deutschen, die noch einen weiteren Spaziergang gemacht haben, mussten die Franzosen zurück in den Unterricht. Nachdem wir alle viel gelaufen sind, waren wir sehr müde und letztendlich auch froh, dass der anstrengende Tag vorbei war.



Und so ging die Woche ins Land: wir verstanden uns immer besser mit unseren Austauschpartnern, weshalb wir auch etwas traurig waren, dass der letzte Tag in Frankreich sehr schnell gekommen war. Wir beschlossen diesen nochmals in vollen Zügen zu genießen. Den Vormittag verbrachten wir Deutsche nochmals in der Schreinerei, in der uns ein neuer Bereich gezeigt wurde: dort wurden ganze Möbelstücke gebaut! Dabei kann man selbst sehr kreativ sein: eine nette Studentin zeigte uns, was sie gerade baut – ein Spiel, an dem sie seit Beginn der Planungen nun schon zwei Jahre arbeitete. Da wir noch alle Verpflegung für den Tag der Rückfahrt brauchten, gingen wir nach der bereichernden Führung mit unseren Lehrern in das Stadtinnere. Jetzt durften wir uns aufteilen und Snacks im Supermarkt kaufen oder uns in ein Café setzen. Ich kaufte mir in einer netten Boulangerie etwas Essen für die lange Fahrt und Mitbringsel für die Familie. Der Bäcker war sehr freundlich zu uns und schenkte meiner Freundin und mir anschließend ein Croissant dazu, dass wir nicht ablehnen konnten. Abends stand auch schon die Abschlussfeier an. Um dem Dresscode Marine-Blau gerecht zu werden, zogen sich die meisten Mädchen noch um. Andere leger, andere schicker. Die Feier fand in der Tischtennishalle der Schule statt und es wurden von der Mensa Kuchen und Chips angeboten. In unseren Grüppchen unterhielten wir uns und lachten viel. Maya verbrachte einen Teil des Abends am Tischkicker und spielte, als würde ihr Leben davon abhängen. Um den Abend perfekt abzurunden, gingen wir mit unseren Austauschpartnern in eine nahgelegene Pizzeria. Fast alle kamen hierzu mit. Als dann noch der Bäcker, bei dem wir Croissants gekauft hatten, vorbei kam und meiner Freundin und mir eine volle Tüte mit Gebäck für die Rückfahrt schenkte, waren wir uns sicher, dass wir nicht verhungern würden. Ein Tipp, um Gebäck geschenkt zu bekommen: Komplimente an die Backkünste geben! Hat bei uns funktioniert.




Die Abfahrt rückte schließlich immer näher und als wir am nächsten Morgen um sechs Uhr dreißig alle wieder auf dem Parkplatz der Schule standen, erinnernden wir uns, als wir genau dieses Bild schon einmal vor Augen hatten, jedoch ganz zu Beginn unseres Austausches.
Die Woche, vor der wir wir so viele Fragen gehabt hatten, war vorbeigeflogen und wir konnten es gar nicht begreifen, dass sie nun endete. Maya und ich wären gerne noch eine Woche geblieben. Die Momente und Erinnerungen sind unbezahlbar und werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Da jedoch alles Schöne einmal ein Ende hat, mussten wir uns von unseren Austauschschülern verabschieden. Nach aufrichtigen Versprechungen, uns weiter zu schreiben, saßen wir kurz darauf alle im Bus. In einem Jahr werden wir unsere Austauschpartner wieder sehen, wenn sie zu uns kommen – spätestens: manche werden sich vielleicht auch früher in den Sommerferien besuchen.
Wir bedanken uns für die tolle Erfahrung in Morains-en-Montagne bei unseren Austauschpartnern und den organisierenden Personen. Herzlichen Dank für die schönen Momente und die neuen Freunde, die wir gewonnen haben.
Fotos/Text: Julia Keppler und Maya Zillhardt (8d) PAG