Ein Bild für die Gerechtigkeit

Die Arbeitsgemeinschaft Fotografie nahm am Wettbewerb des Ulmer Stadthauses teil

Der Fotowettbewerb des Stadthauses Ulm zum Thema „Demokratie auslösen“ ging 2023 in die zweite Runde: Nach der ersten Ausschreibung vor zwei Jahren, in der Aufnahmen zur „Freiheit“ gesucht wurden, stand dieses Mal die „Gerechtigkeit“ im Fokus. Damit stellt sich das Stadthaus mit seiner Leiterin Karla Nieraad und Kulturvermittlerin Andrea Kreuzpointner zusammen mit Leonie Brunner einem aktuellen Thema: seit rund 75 Jahren leben alle Deutschen in einer Demokratie, in der grundsätzlich alle die gleichen Rechte und Pflichten haben, die sich an den Werten Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Frieden, Sicherheit und noch vielen weiteren orientieren. Diese lassen sich im eigenen Umfeld jeden Tag erleben und werden in Zeiten von Krieg, Vertreibung, Chancenungleichheit, rechtspopulistischer Tendenzen und der immer größer werdenden Unzufriedenheit mit den politisch Verantwortlichen auf eine harte Probe gestellt. Der politische und moralische Diskurs rund um die Demokratie nimmt in der Gesellschaft immer mehr Fahrt auf, da die Selbstverständlichkeit eines demokratischen Europas immer mehr zu wanken droht. Im Frühjahr dieses Jahres startete der Fotowettbewerb mit dem Motto „Demokratie auslösen: Gerechtigkeit“: alle zehn- bis 25-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren darin dazu aufgerufen ihre persönlichen Gedanken zu diesem Wert in ein Bild zu packen.

Über 180 Bilder wurden von den jungen Fotografinnen und Fotografen eingereicht. Auch 15 Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Fotografie am Hans und Sophie-Scholl-Gymnasium unter Leitung von Lehrer Markus Lenz stellten sich der Thematik. Fotografisch waren keine Grenzen gesetzt: egal welche Kamera, welches Format, welches Motiv, ob digital bearbeitet oder nicht, es galt zu zeigen, was Gerechtigkeit für den Fotografen bedeutet und die eigenen Gedanken überzeugend für den Betrachter im Bild zu vermitteln.

Oberbürgermeister Gunter Czisch (links) mit einigen der Teilnehmer/innen vom Hans-und Sophie Scholl-Gymnasium sowie dem stellvertretenden Schulleiter Mark Benkelmann (2.v.r.) und dem Leiter der AG Markus Lenz (r.).

Bei der Vorbereitung konzentrierten sich die Schülerinnen und Schüler der AG darauf, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu interpretieren: von der grundlegenden Bedeutung des Begriffes bis hin zu verschiedenen Arten von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit wurden viele Facetten beleuchtet und Ideen konzipiert. Die kreative Umsetzung beinhaltete jeweils eine Bilderserie der gleichen Idee, damit für die anschließende Auswahl durch die gesamte Gruppe die Kriterien für ein gutes und stimmig komponiertes Bild ersichtlich wurden: welche Belichtung ist die beste? Welcher Blickwinkel soll gewählt werden? Wie wird der Hintergrund gestaltet? An welchen Punkten im Bild werden die sichtbaren Elemente aufgehängt? Soll auf dem Bild etwas nicht zu sehen sein, was aber vom Betrachter erahnt werden kann? Welche Spielräume für die Interpretation sollen bestehen? Wird das Bild bearbeitet? Welche Farbstimmung wird gewählt – warme oder kalte Töne, schwarz-weiß, überbelichtet…?

So musste sich jeder im Laufe der Arbeit zahlreichen Herausforderungen und dem Urteil der anderen stellen. Dabei sprühten Einige vor Kreativität, andere hatten mit der Umsetzung Probleme oder taten sich mit der Entwicklung einer Idee schwer – für das ein oder andere Bild bedurfte es Requisiten, die nicht alltäglich sind, wie zum Beispiel einem riesigen echten Schwert. Als die Frist für das Hochladen der Fotos für den Wettbewerb näher rückte, mussten sich deshalb auch manche beeilen. Doch schließlich nahmen fast alle aus der Arbeitsgemeinschaft am Wettbewerb teil. Zu den Aufnahmen musste ein Text verfasst werden, der die Gedanken zum Bild beschreiben sollte.

Die Jury des Wettbewerbs mit Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, Medienspezialistin Claudia Omine, Portrait- und Reportagefotograf Robert Pupeter, SWP-Fotoredakteurin Antje Meyer und der fotobegeisterten Studentin Katharina Jakob ermittelten gemeinsam die Gewinnerbilder in drei Altersstufen.

Die Preisverleihung fand am Nachmittag des 17. September im Ulmer Stadthaus statt. Karla Nieraad und Andrea Kreuzpointner moderierten die Veranstaltung, beschrieben den Ablauf und die Motivation für den Wettbewerb, der alle zwei Jahre zu einem anderen Grundwert stattfinden fortgeführt wird, und stellten die Jury vor. Oberbürgermeister Gunter Czisch nahm sich in seiner Begrüßungsrede der demokratischen Werte an und bezog sich dabei auf die für ihn interessante Sichtweise der Kinder und Jugendlichen. Er freue sich, dass sich junge Menschen demokratischer Themen annehmen.

Zuerst wurden die fünf Gewinner der Altersgruppe zehn bis 14 Jahre auf die Bühne gerufen, darunter Hannah Gallo und Leonhard Rehmann aus der Foto-AG des Hans und Sophie Scholl-Gymnasiums. Zu jedem der ausgewählten Bilder verlas Katharina Jakob die Begründung der Jury. Alle Gewinner erhielten einen wertigen Preis aus der Hand des Oberbürgermeisters. Auch in der Altersgruppe der 15-bis 19-jährigen konnte die AG mit Robin Lenz, David Hämmerle und Lina Walter drei der sechs Gewinner stellen. Das Juryurteil zu diesen Bildern verlas Robert Pupeter.

Die Gewinner der Foto-AG und deren Bilder (v.l.n.r. und o. nach u.): Hannah Gallo „Wenn…“, Lina Walter „Rassismuslinie“, Leonard Rehmann „Die gerechte Seite“, David Hämmerle „Klimagerechtigkeit“ und Robin Lenz „Generation Tonne“. Das von uns gewählte Titelbild „Justitia“ hat Elif Celebi aufgenommen:

Im Anschluss an die Preisverleihung konnten sich alle Besucher die Ausstellung ansehen, sich an einem kalten Buffet stärken und mit den Fotografen und der Jury sprechen.

Die Ausstellung im Stadthaus läuft noch bis zum 1. November, der Eintritt ist frei. Auch auf der Website des Stadthauses können alle Bilder angeschaut werden:

Katalog zum Fotowettbewerb:

https://foto.stadthaus.ulm.de/assets/stadthaus-fotowettbewerb-2307-e12-web-1694528966.pdf

Zudem existiert eine Aufnahme der Preisverleihung:

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft war dieser Wettbewerb eine bedeutungsvolle Erfahrung: die „Macht des Bildes“, die sich in der Auswahl des Motivs, den Gedanken des Fotografen und der detailreichen Umsetzung verbirgt, förderte das Interesse an der Fotografie, steigerte die Kreativität und die Lust auf Mehr. Zudem haben sich die Fotografen leidenschaftlich mit einem der wichtigsten Themen jeder demokratischen Gesellschaft beschäftigt, diese aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet und festgehalten: einem Bild für die Gerechtigkeit.

FAG/PAG