Ein Bild für die Freiheit

Die Arbeitsgemeinschaft Fotografie nahm am Wettbewerb des Ulmer Stadthauses teil

Seit rund 75 Jahren leben alle Deutschen in einer Demokratie. In einer demokratischen Gesellschaft haben alle grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten, die sich an unterschiedlichen Werten orientieren: „Freiheit“, „Gleichheit“, „Solidarität“, „Frieden“, „Sicherheit“, und noch viele weitere. Diese lassen sich im eigenen Umfeld jeden Tag erleben. Das Stadthaus Ulm mit seiner Leiterin Karla Nieraad und Kulturvermittlerin Andrea Kreuzpointner hatten im Frühjahr dieses Jahres, also noch mitten in der Phase des Corona-Lockdowns, einen Fotowettbewerb ins Leben gerufen, der sich mit einem dieser Werte beschäftigt. Unter dem Motto „Demokratie auslösen: Freiheit“ waren alle zehn- bis 25-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen dazu aufgerufen ihre persönlichen Gedanken zu diesem Wert in ein Bild zu packen.

Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen sich der Aufgabe an. Auch 15 Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Fotografie am Hans und Sophie-Scholl-Gymnasium unter Leitung von Lehrer Markus Lenz stellten sich der Thematik. Fotografisch waren keine Grenzen gesetzt: egal welche Kamera, welches Format, welches Motiv, ob digital bearbeitet oder nicht, es galt zu zeigen, was Freiheit für den Fotografen bedeutet und die eigenen Gedanken überzeugend für den Betrachter im Bild zu vermitteln.

Bei der Vorbereitung konzentrierten sich die Schülerinnen und Schüler der AG darauf, das Thema Freiheit aus verschiedenen Perspektiven zu interpretieren: von der grundlegenden Bedeutung des Begriffes bis hin zu verschiedenen Arten von Freiheit und Unfreiheit wurden viele Facetten beleuchtet und Ideen konzipiert. Die kreative Umsetzung beinhaltete jeweils eine Bilderserie der gleichen Idee, damit für die anschließende Auswahl durch die gesamte Gruppe die Kriterien für ein gutes und stimmig komponiertes Bild ersichtlich wurden: welche Belichtung ist die beste? Welcher Blickwinkel soll gewählt werden? Wie wird der Hintergrund gestaltet? An welchen Punkten im Bild werden die sichtbaren Elemente aufgehängt? Soll etwas auf dem Bild etwas nicht zu sehen sein, was aber vom Betrachter erahnt werden kann? Welche Spielräume für die Interpretation sollen bestehen? Wird das Bild bearbeitet? Welche Farbstimmung wird gewählt – warme oder kalte Töne, schwarz-weiß, überbelichtet…?

So musste sich jeder im Laufe der Arbeit zahlreichen Herausforderungen und dem Urteil der anderen stellen. Zudem konnten sich die Schülerinnen und Schüler wegen der Corona-Beschränkungen nicht treffen und gemeinsam Fotos machen. Nur innerhalb eines Klassenverbandes war dies möglich. Schwierig also, wenn die AG aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Jahrgangsstufen von der fünften Klasse bis zur Kursstufe besteht. Jeden Freitag traf man sich zur Besprechung der Bilder in einer Videokonferenz. Die Motivation unter diesen Bedingungen hochzuhalten, war nicht einfach: Einige sprühten vor Kreativität, andere hatten mit der Umsetzung Probleme oder taten sich mit Ideen schwer. Als die Frist für das Hochladen der Fotos für den Wettbewerb näher rückte, mussten sich deshalb auch manche beeilen. Doch schließlich nahmen alle aus der Arbeitsgemeinschaft mit drei Bildern am Wettbewerb teil. Zu diesen musste dann auch noch ein Text verfasst werden, der die Gedanken zum Bild beschreiben sollte.

Die Jury des Wettbewerbs mit Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, Medienexpertin Lena Herrmann, Portrait- und Reportagefotograf Robert Pupeter, SWP-Fotoredakteurin Antje Meyer und der fotogegeisterten Schülerin Katharina Jakob ermittelten gemeinsam die Gewinnerbilder in drei Altersstufen.

Die Preisverleihung fand am Abend des 16. September im Ulmer Stadthaus statt. Karla Nieraad und Andrea Kreuzpointner moderierten den Abend, beschrieben den Ablauf und die Motivation für den Wettbewerb, der nun alle zwei Jahre zu einem anderen Grundwert stattfinden soll, und stellten die Jury vor. Oberbürgermeister Gunter Czisch nahm sich in seiner Begrüßungsrede der demokratischen Werte an und bezog sich dabei stets auf die Ulmer Region. Er freue sich, dass sich junge Menschen demokratischer Themen annehmen: „Der Fotowettbewerb ist für mich sehr spannend, da er für mich neue Einblicke gegeben hat. […] Ich wünsche mir solche Auslöser, denn […] diese Eindrücke hat man im Kopf und trägt man mit sich“, ergänzte Czisch, „ […] schön, dass ihr mitgemacht habt!“.

Zuerst wurden die fünf Gewinner der Altersgruppe zehn bis 14 Jahre auf die Bühne gerufen, darunter Elif Celebi, Hannah Gallo, Paul Ko und Dora Achangwa aus der Foto-AG des Hans und Sophie Scholl-Gymnasiums. Zu jedem der ausgewählten Bilder verlas Katharina Jakob die Begründung der Jury. Alle Gewinner erhielten eine Fujifilm Instax Mini-Kamera aus der Hand des Oberbürgermeisters. Auch in der Altersgruppe der 15-bis 19-jährigen konnte die AG mit Michael Salát einen der fünf Gewinner stellen. Er gewann einen Instax Handydrucker. Die drei Fotografen der Siegerbilder in der Altersgruppe 20-25 Jahre erhielten jeweils einen Fotodrucker.

Im Anschluss an die Preisverleihung konnten sich alle Besucher die Ausstellung ansehen, sich an einem kalten Buffet stärken und mit den Fotografen und der Jury sprechen.

Die Ausstellung im Stadthaus läuft noch bis zum 5. Dezember, der Eintritt ist frei. Auch auf der Website des Stadthauses können alle Bilder angeschaut werden:

https://foto.stadthaus.ulm.de/#archiv

Zudem existiert eine Aufnahme der Preisverleihung:

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft war dieser Wettbewerb eine bedeutungsvolle Erfahrung: die „Macht des Bildes“, die sich in der Auswahl des Motivs, den Gedanken des Fotografen und der detailreichen Umsetzung verbirgt, förderte das Interesse an der Fotografie, steigerte die Kreativität und die Lust auf Mehr. Zudem haben sich die Fotografen leidenschaftlich mit einem der wichtigsten Themen jeder demokratischen Gesellschaft beschäftigt, diese aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet und festgehalten: einem Bild für die Freiheit.

Paul Ko, Elif Celebi, Michael Salát, Hannah Gallo PAG