Eine Schule im Wandel

Am Scholl-Gymnasium fanden wieder Projekttage statt

Beinahe zwei Jahre legte die Corona-Pandemie die Fehler im Schulsystem offen: Die fehlende Digitalisierung und die Probleme, die hinsichtlich der technischen und einer gestalterischen Umsetzung des Fernlernunterrichts offensichtlich wurden, beweisen, dass die Schule von heute und morgen nicht mehr die Schule von gestern sein kann. Veränderungen in vielen Bereichen müssen auch im Hinblick eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur, dem Klima und einem interkulturellen Miteinander angestoßen und vertieft werden. Grund genug, um die Schülerinnen und Schüler des Hans und Sophie Scholl-Gymnasiums in drei Tagen vom 20. bis zum 22. Juli selbst Erfahrungen sammeln zu lassen und ihnen zu ermöglichen Lösungen für die anstehenden Veränderungen selbst mitzugestalten. Das UNESCO-Motto für die Projekttage des Jahres 2022 nennt sich deshalb plakativ „Transformation konkret!“.

„UNESCO, was bedeutet das eigentlich?“, fragt Oliver (6d) seine Lehrerin. UNESCO steht für „United Nations Educational Scientific Cultural Organization“ (auf deutsch für „Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur). Im Portfolio der Organisation finden sich dabei nicht nur aktuelle Themen, sondern auch Vieles, das im Vergangenen liegt. So lernen die Schülerinnen und Schüler im Projekt „UNESCO Welterbe” etwas über die Höhlenkunst der Schwäbischen Alb: Im Steinzeitdorf dürfen sie selbst den Alltag von Steinzeitmenschen nachspielen. Der Archäologe Conny Meister vom Landesamt für Denkmalpflege erklärt dazu anschaulich, welche Kriterien erfüllt sein müssen, dass ein Ort oder ein Gebäude ins Weltkulturerbe aufgenommen werden kann. Das Nähen eines Gürtels stellt für die Schollis bereits ein Problem dar: „So einfach, wie es aussieht, ist es gar nicht”, stellt Oliver fest. In der Gegenwart am Gymnasium stellen sich ganz andere Probleme: Wenn man eine Schule transformieren will, beginnt man am Besten bei den Regeln, an die sich alle halten sollten, die zusammen lernen. Unter der Leitung von Nina Mühleisen und Frank Mittelsdorf überlegen sich Schülerinnen und Schüler mögliche Änderungen für die Hausordnung. Vorab besuchten sie das Schulmuseum in Friedrichshafen, um herauszufinden, welche Änderungen sich im Laufe vieler Jahre der Schulgeschichte ergeben haben. Jetzt sollen sie ihr Wissen und ihre Ideen sammeln und eine Vorlage für die neue Hausordnung erstellen. Die Ergebnisse werden zur Abstimmung im Schulhaus während des Schulfestes, das die Projekttage beendet, ausgestellt.

Den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9d ist aufgefallen, dass das Alter der Schule besonders an den Wänden der Klassenzimmer erkennbar ist. Die Klasse hatte die Idee, die abgenutzten und dreckigen Wände zu säubern und zu streichen. „Wir haben beschlossen, dass wir es selbst erledigen, wenn sich die anderen nicht drum kümmern“, erzählt Leonie Winter (9d). Hausmeister Dieter Wagner organisiert Farbe, Eimer und Abklebebänder, die Klasse erscheint pünktlich am ersten Projekttag im Maleroutfit mit Pinsel und Rollen. Drei Tage später sind zwei Klassenzimmer renoviert und sollen für die nächsten Jahre eine angenehme Lernatmosphäre garantieren. Auch für die älteren Schülerinnen und Schüler gibt es spannende Aktionen. Im Projekt „Technik, die unsere Welt verändert“ kann man an der Universität Ulm einem spannenden Vortrag des Studenten Falko Schmid zuhören und kann sogar selbst einen Wetterballon gestalten, starten und die Ergebnisse der Aktion auswerten. „Das macht Spaß und man lernt dabei viel”, erzählt Robin Lenz (KS1) begeistert, während er konzentriert an einer Platine arbeitet.

Natürlich darf an den Projekttagen auch das Thema „Umwelt“ nicht fehlen. „Wie kann eine Schule klimafreundlicher werden?“, ist nur eine der vielen Fragen, die sich die Schülerinnen und Schülers des Projekts „Umweltbeauftragte“ stellen. Ein gemeinsames, umweltfreundliche Frühstück mit leckeren Zutaten aus der Region bildet den Auftakt. Dann sind kreative Ansätze für Umweltbeauftragte der Schule gefragt: es geht um den eigenen ökologischen Fußabdruck, das Klima und darum, wo die Schülerinnen und Schüler selbst etwas ändern können. Die Ergebnisse werden in einem kurzen Film zusammengestellt – als erste Info für die künftigen Beauftragten. Ein praktischer Beitrag für mehr Nachhaltigkeit ist auch das Projekt „Upcycling”. Hier können die Schülerinnen und Schüler aus alten und kaputten Gegenständen neue herstellen: kreative Stühle, Taschen und Trinkgläser werden kunstvoll angefertigt. So kann unnötiger Müll vermieden werden. Zusammen mit den Lehrern Dominik Weihs und Andreas Brändle sorgen knapp 20 Bastler dafür, ihr Fahrrad dauerhaft in einem einsatzbereiten Zustand halten zu können: Reifen wechseln, Bremsen reparieren, Beleuchtung checken – so ist der Schulweg auch mit einem älteren Drahtesel sicher und ökologisch zu bewältigen. Schließlich ist das Fahren mit dem Rad einer der umweltfreundlichsten Fortbewegungsarten überhaupt. „Zudem kann man deutlich Geld und Zeit sparen, wenn man die Reparatur selbst in die Hand nimmt”, meint Philipp Weiß (10c).

Auch sportlich können sich die Schülerinnen und Schüler in Projekten wie beispielsweise Beachvolleyball engagieren. Unter der Leitung von Anastasia Fiilesi (9b) und Marshall Khan (10d) erlernen sie Techniken des Volleyballspiels und wenden diese bei den Beachvolleyfeldern in der Friedrichsau an. „Das Projekt ist sehr frei gestaltet und ist vor allem dazu da, um zu zeigen, wie es ohne große technische Mittel möglich ist Spaß zu haben und sich mit anderen Spielern auszutauschen”, findet Tudor Fiilesi (10d). Durch ein Turnier am letzten Projekttag werden die erlernten Fähigkeiten anschließend auf die Probe gestellt. Auch Klettern war bei den Schollis angesagt. Mit der Überlegung eine Boulderwand für die Schule anzuschaffen, welche Maßnahmen hierfür notwendig sind und ob sich eine solche Anschaffung lohnen könnte, beschäftigt eine weitere Gruppe. Dafür haben die Teilnehmer die Möglichkeit in der Einstein-Boulderhalle und im Sparkassendome zu klettern und unterschiedliche Baudetails selbst zu testen.

Aber nicht nur die Umgestaltung des Schulgebäudes oder der Schule selbst ist das Thema, sondern auch die Förderung von Kreativität bei den Schülerinnen und Schülern selbst. „Mit Musik versuchen Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen zusammenzukommen und ein Konzert beim Schulfest vorzubereiten”, erzählt uns Florian Schechner (KS1). So werden Talente gefördert und bei der Songauswahl auch die politischen und persönlichen Hintergründe der Songwriter unter die Lupe genommen. Aber nicht nur musikalisch können sich die Schülerinnen und Schüler kreativ engagieren. Im Sonderprojekt „Theater” wird improvisatives Spiel geübt und sich dabei mit viel Kreativität und Vorstellungskraft in verschiedene Rollen eingedacht. Ein weiteres Anliegen der Schule ist der Schulhof: dieser soll durch das Bemalen der vandalistisch besprühten Mauer auf der Südseite des Gymnasiums auf künstlerische Weise verschönert werden. Die Schülerin Hedaya Nassar (9b) hat mit Hilfe der Kunstfachschaft das Projekt „Graffiti” ins Leben gerufen. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem man sich selbst auf eine positive Art und Weise verewigen kann”, berichtet Emilia Etter (10c) während sie die Mauer mit grüner Farbe besprüht. Schlussendlich können sich alle Schollis über die neu gestaltete Wand freuen.

Und dann gibt es während den drei Tagen noch eine kleine Gruppe, die über alle Projekte verteilt ist. Die jungen Mitglieder der Presse- und der Foto-AG werden fast nie bemerkt, man sieht sie nur kurz, wenn sie zum Fotografieren vorbei schauen. Sie haben die Projekttage fleißig dokumentiert, um auch so die Nachhaltigkeit der gelungenen drei Tage zu gewährleisten. Schließlich soll die Transformation auch in den nächsten Jahren gelingen.

Tobias Frey (KS1), Michael Salát (KS1), Valeria Mitioglu (9a) PAG
Fotos: FAG