Aus Abfall wird Strom und Wärme

Rund 160.000 Tonnen Restmüll landen jährlich im Feuer

Die Klasse 8a besuchte im Rahmen einer GFS im Chemieunterricht von Markus Lenz am 23. Januar das Müllheizkraftwerk (MHKW) im Industriegebiet Ulm-Donautal des Zweckverbands TAD (Thermische Abfallverwertung Donautal). Das Kraftwerk entsorgt jedes Jahr den Restmüll von rund einer Million Einwohnern aus dem Einzugsbereich Alb-Donau-Kreis, Landkreis Heidenheim, Landkreis Sigmaringen, Landkreis Biberach, der Stadt Memmingen, den Partnerlandkreisen Ostalbkreis, dem Landkreis Tuttlingen und der Stadt Ulm und damit auch den Restmüll, der an unserem Gymnasium anfällt.

Roland Flaig und Georg Schniertshauer, beide ehemalige Schichtleiter im Kraftwerk, führten durch die beiden Programmpunkte, die aus einer Information zur Geschichte und zur Aufgabe des Kraftwerks sowie aus einer Führung durch die Anlage bestanden. Hierzu wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Georg Schniertshauer informierte die Schülerinnen und Schüler auf Basis eines Videos über die Arbeitsweise des MHKW und beantwortete im Anschluss die Fragen der Schüler und Schülerinnen.

Die andere Teil der Klasse war unterdessen in der Anlage unterwegs. Nach deren Rückkehr in die Informationsräume wurde auch die zweite Gruppe mit Helmen und Funkempfängern ausgestattet und machte sich mit Roland Flaig auf ihre Tour durch das MHKW, während Georg Schniertshauer seinen Vortrag ein weiteres Mal vor der anderen Gruppe hielt. Beeindruckend war der riesige Müllbunker, in dem man sehen konnte, wie viel Müll an einem Tag im Einzugsgebiet tatsächlich zustande kommt: mit Tonnenangaben hat man keine Vorstellung davon, wie viel das eigentlich ist.

Mit einem riesigen Greifarm wird der Müll hier grob durchmischt und landet in noch größeren Trichtern, von denen der Müll in die zwei Öfen der Anlage rutscht. Weiter ging es in die Leitzentrale, in der auf einer mehrere Meter hohen und noch breiteren Bildschirmwand die komplette Anlage überwacht wird: hier wird auch darauf geachtet, dass in den Brennöfen, in denen der Müll bei rund 900 bis 1100°C verbrannt wird, keine zusätzlichen Schad- und Giftstoffe durch eine unvollständige Oxidation entstehen. Ein Blick in eine geöffnete Ofentür offenbarte, wie heiß es in dem Verbrennungsraum sein musste: der Begriff des „Flammenmeer“ scheint hier mehr als angebracht. „Bis auf zwei Wochen im Jahr brennt jeder der Öfen auch komplett durch – nur für diese kurze Zeit wird jeweils ein Ofen für eine Inspektion heruntergefahren und anschließend wieder beheizt,“ berichtete Roland Flaig.

Natürlich fallen bei der Verbrennung viele Giftstoffe an, die anschließend durch eine aufwendige Rauchgasreinigung nahezu vollständig aus der Abluft entfernt werden. Dies erfolgt in mehreren Stufen: Durch die Müllverbrennung entstehen Stickoxide, die durch Ammoniakwasser zu Stickstoff und Sauerstoff reagieren. Anschließend filtert ein Elektrofilter den Großteil der Staubpartikel aus dem entstandenen Rauchgas, weitere Schadstoffe werden durch Auswaschen aufgefangen und so vom Rest getrennt. Zuletzt wird im sogenannten „Polizeifilter“ sichergestellt, dass das Rauchgas so sauber ist, dass es in die Atmosphäre entlassen werden kann. Der Hauptbestandteil ist dann Wasserdampf. Zurück bleibt Asche, die unter Tage zum Verfüllen alter ausgedienter Salzstollen dient.

Obwohl es in der Anlage zum Teil ziemlich laut war, konnten alle die ausführenden Worte von Roland Flaig gut verstehen: der Knopf im Ohr ermöglichte es, dass man jederzeit alles mitbekam. Etwa eine Stunde dauerte der Rundweg durch die Anlage, dann trafen sich die beiden Gruppen wieder. Es war Zeit für ein Resümee: 

Da anstatt von Öl und Gas hier Müll zur Erzeugung von Wärme genutzt wird, mit der die Gebäude im Donautal beheizt werden können, und auch Strom über eigene Generatoren produziert wird, der ins Stromnetz eingespeist wird, trägt das MHKW dazu bei, dass weniger fossile Energieträger zu diesen Zwecken verbrannt werden. „Natürlich wäre es besser“, meint Georg Schniertshauer, „wenn erst gar nicht so viel Müll produziert werden würde. Da er aber nun mal anfällt, ist die Verbrennung des nicht mehr wertstofflich recyclebaren Mülls durch eine energetische Verwertung noch der beste Weg, aus dem Müll noch etwas zu machen.“

Die Klasse bedankte sich bei Georg Schniertshauer (rechts im Bild) und Roland Flaig (links, zusammen mit Lisa Schulze, die mit Alina Zeiger den Besuch organisiert hat) für die engagierte und interessante Führung, die sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Dass die chemische Reaktion der Oxidation und die Verfahren zur Stofftrennung ganz in der Nähe zum Scholl-Gymnasium in einem derart großen Umfang live und mit einem derart wichtigen Alltagsbezug anzutreffen sind, hätten die meisten vorher nicht gedacht.

Nele Riedel, Alina Zeiger, Evgenia Lazurenko und Mokshadha Nalam (alle 8a), PAG

Fotos: FAG