Über dreißig Projekte

Am Scholl-Gymnasium ging es zum Schuljahresende nochmals rund

Die traditionell am Scholl-Gymnasium zum Schuljahresende stattfindenden Projekttage hatten ausnahmsweise kein Motto: das Lernjahr war lang, die letzten zwei bis drei Wochen zehrten aufgrund der beinahe unerträglichen Hitze im Schulhaus an den Nerven und schließlich waren auch die Noten bereits unter Dach und Fach und die Bücher abgegeben. Und so durften sich die knapp 800 Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern auf drei Tage freuen, an denen sie vom 19. Bis zum 21. Juli in kleineren Gruppen von Gleichgesinnten den Interessen nachgehen konnten, die nicht auf dem Stundenplan eines normalen Schulalltags stehen.

Einige der angebotenen Projekte wurden von den Schülerinnen und Schülern selbst vorgeschlagen und betreut, andere von den Lehrkräften initiiert. Kreative Teams bildeten sich beim „Harry-Potter“-Projekt: Zauberstäbe wurden gebastelt, verziert und bemalt und natürlich auf deren Wirksamkeit mit den entsprechenden Zaubersprüchen getestet. Schatztruhen und Zaubereier, die wie all die anderen, selbst hergestellten Requisiten des berühmten Zauberschülers, entstanden, wurden beim Schulfest am Abend des dritten Projekttages ausgestellt. Auch das Projekt „Steine“ zeigte sich von der künstlerischen Seite: mit Farben wurden die Steine grundiert und anschließend bemalt – dabei landete die Farbe natürlich auch auf Händen und den extra dafür mitgebrachten Shirts und Hemden, die ihr profanes Leben bereits hinter sich hatten. Beim Batiken entstanden dafür wieder neue farbenfrohe Kleidungsstücke und Taschen mit vielen kreativen Mustern und Strukturen. Diese waren auch gefragt im Projekt „Kryptographie“: die beiden Mathematiklehrkräfte Kerstin Oßwald und Andreas Kremer verschlüsselten zusammen mit ihrer Gruppe Texte und Nachrichten mit eigens dafür kreierten Geheimschriften. Die Decodierung der Informationen gelang nur mit speziellen Schlüsseln, die an die Funktionsweise der klassischen Dechiffriermaschinen angelehnt schien. Mit bekannten Buchstaben, dafür aber mit einer großen Portion Einfallsreichtum, setzte man sich beim „Schreiben“ auseinander. Kurzgeschichten wurden verfasst, gegenseitig Korrekturgelesen und nach dem geforderten Kriterium eines energiegeladenen Spannungsaufbaus bewertet.

Im Projekt „Schulband“ war Power in der Stimme und Durchhaltevermögen gefragt: Die Musiklehrkräfte Stefan Hafner und Anni Lutz studierten zusammen mit Physiklehrer Carsten Berthold und den gut 20 Schülerinnen und Schülern einige moderne Popsongs ein, die beim Schulfest Premiere hatten: dass alle dadurch den richtigen Ton getroffen hatten, zeigte sich durch den frenetischen Applaus der beeindruckten Zuhörerinnen und Zuhörer. Etwas vorzuzeigen hatte auch eine weitere große Gruppe: an den drei Tagen entstanden im Projekt „Stop Motion“ an den schuleigenen iPads unzählige Filme mit der bekannten Technik, bei der durch die Aneinanderreihung von sehr, sehr vielen Bilden, die anschließend schnell hintereinander abgespielt werden, der Eindruck bewegter Aktion erzeugt wird. Die digitale Ausführung erlaubt zudem ein relativ einfaches Synchronisieren des Bildmaterials mit entsprechenden Tonspuren. Viele der Requisiten für diese Filme wurden von den jungen Filmemachern von zu Hause mitgebracht: und so durften Legoraumschiffe durch die selbstgebastelten Kulissen fliegen und Pferde über tonpapierbegrünte Koppeln reiten.

Gleich sieben Lehrkräfte teilten sich zwei Projekte, bei denen die Schülerinnen und Schüler mehr über die Umgebung und die Vergangenheit erfuhren: „Naturdetektive“ konnten sie sein, indem sie einen Lehrbienenstand besuchten und aus erster Hand alles über das Leben der unendlich wichtigen Bienenvölker und deren Bedeutung für die Natur erfuhren. Im naturkundlichen Bildungszentrum in Ulm konnte man bei „Wer wir sind“ Ulmer Naturschätze bestaunen und im Donauschwäbischen Zentralmuseum Landkarten des Donauraumes von 1650 bis 1800 betrachten: hier waren die Flüsse noch nicht begradigt und weitläufige Donauauen bestimmten das Landschaftsbild – ein Ort, an dem es die inzwischen stark dezimierten Bienenvölker deutlich besser hatten. Zu den Eindrücken, die bei all diesen Exkursionen gesammelt werden konnten, wurden Plakate erstellt und beim Schulfest präsentiert.

Mit dem eigenen Körper konnte man auch aktiv werden: beim „Mountainbiken“ stand vor allem die Geschicklichkeit auf zwei Rädern im Vordergrund: dies wurde trainiert, indem verschiedene Parcours mit Hindernissen und Wippen zu durchfahren waren. Beim „Klettern“ war der Bizeps gefragt, beim „Krav Maga“, einer modernen Form des Nahkampfs und der Selbstverteidigung, spielte vor allem die Schnelligkeit und Präzision eine Rolle. Diese wurde trainiert, indem zum Beispiel auf Zuruf zwei Mal abwechseln mit beiden Händen auf ein Kissen geschlagen werden musste, welches der Partner oder die Partnerin an wechselnden Orten präsentierte. Dafür musste man schon ausgeschlafen sein. Nur für Mädchen hatten die Lehrerinnen Ingeburg Mayer und Simone Falk zudem einen Selbstverteidigungskurs angeboten, an dem viele Schülerinnen teilnahmen. Mit Köpfchen hingegen musste man beim „Schach“ seinen Gegner in die Knie zwingen: kurios, dass diese Disziplin auch heute noch zu den Sportarten gehört. Vermutlich ist das deshalb so, da den Kontrahenten auch hierbei der Schweiß auf der Stirn stehen kann. Bei den weiteren anderen sportlichen Aktivitäten, die bei dem diesjährigen Projekttagen angeboten wurden, war das sicher so.

Besondere Kreativität verlangten die Projekte, bei denen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gearbeitet wurde: Die große Theater-AG unter Leitung von Regine Schöttge nutze die drei Tage für das Feilen an ihrem diesjährigen Stück „Mary Shelleys Frankenstein“, das am Dienstag, den 25. Juli im Alten Theater neben dem Scholl-Gymnasium Premiere feiern wird. Weiße Labormäntel und Equipment aus der Chemie wurde besorgt, um die Bühne auch optisch in ein Labor zu verwandeln. Eine kleine Gruppe rund um Lehrerin Barbara Friske nähte derweil eifrig mit den von zu Hause mitgebrachten Nähmaschinen an den Kostümen und einigen weiteren Requisiten für das Stück, eine kleine Theatergruppe übte sich in einem der kühleren Kellerräume im kreativen Spiel unter Stand-up-Bedingungen.

Hoch in die Lüfte bis in die Stratosphäre schickten Schülerinnen und Schüler einen „Wetterballon“, einem Projekt, das zusammen mit der Uni Ulm verwirklicht wurde. Vom Stapel liefen auf der anderen Seite selbstgebaute Flöße: aus Paletten, Schläuchen von LKW-Reifen und unzähligen leeren Kanistern und noch mehr Schnüren und hunderten Schrauben wurden Wassergefährte angefertigt, die eventuell auch beim Nabada am Montag in Ulm eingesetzt werden könnten. Mal sehen, ob und wie viele Wasserratten die Konstruktionen tragen.

Was ganz anderes war im Projekt „Domino“ wichtig: hunderte von Holzsteinchen wurden aus Dachlatten abgesägt, abschliffen und bemalt, anschließend zu kuriosen Mustern und Strukturen aufgereiht. Und dies nur zu einem Zweck: sie sollten beim Schulfest am frühen Abend alle ohne Pause mit nur einem Schubser umfallen. Ganz hat das nicht geklappt, aber es hat auch hierbei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern jede Menge Spaß gemacht, dabei gewesen zu sein.

PAG

Bilder: FAG